Impuls Dezember 2025 – von Sarah Twyrdy
Dezember – Beginn der Adventszeit und des neuen Kirchenjahres.
Auch dieses Jahr – trotz (oder gerade wegen?) all dem was los ist auf der Welt und zumindest mich, wenn ich die Nachrichten lese oder schaue, oft in meinen Gedanken still und in meinen Gefühlen überfordert werden lässt.
Wieder Advent in „besonderen Zeiten“… positiv oder negativ? Das liegt wohl in den Augen der Betrachter*innen.
Ich kann und will mich heute nicht für eine Seite entscheiden.
Sie sind beide da – wie immer eigentlich, egal in welche Zeit wir schauen.
Positives wie Negatives prägt die Welt und auch unser Leben und trotzdem wir dürfen vertrauen: Gott geht jeden Weg mit uns. Er hört jede Klage und jeden Frust, aber auch jede Freude und jeden Dank.
Ich habe vor ein paar Jahren das Buch “Das Lavendelzimmer” von Nina George gelesen und musste in Vorbereitung dieses Impulses daran denken. (Das Buch ist übrigens in Gänze sehr zu empfehlen.)
Unter anderem erzählt der Protagonist “Perdu” von seiner Sehnsucht eine Enzyklopädie der Allerweltsgefühle zu schreiben. “Von A wie ‘Angst vor Anhalten’ über F wie ‘Frühaufsteherstolz’ bis Z wie ‘Zehenschüchternheit’…” (Seite 31)
Diese Stelle hat mich damals wie heute darüber nachdenken lassen, wie vielfältig wir Menschen sind und mit wie vielen verschiedenen Gefühlen wir uns täglich auseinandersetzen müssen und dürfen… und wie schwer das manchmal ist… und wie gut es tut, einem eigenen Gefühl nach und nach mehr auf die Spur zu kommen…
Was das mit Advent zu tun hat?
Naja… Gott wird Mensch, das feiern wir Weihnachten – jedes Jahr wieder.
Also können wir annehmen, dass er auch ziemlich viel zu Fühlen hatte – das hören/lesen wir ja auch im Evangelium.
Und wir bereiten uns darauf vor IHN (erneut) in unser Leben zu lassen – die Botschaft von Frieden und Hoffnung anzunehmen… Da spielen Fühlen und ein weites Herz eine große und wichtige Rolle.
Daher bietet sich die Adventszeit, die Zeit des Wartens und Vorbereitens, gut dafür an sich mit den eigenen Gefühlen und denen anderer auseinanderzusetzen. Und zwar ganz bewusst. Sie nicht abzutun, zu unterdrücken oder gar zu verdrängen, sondern sie zuzulassen, einen „Namen“ für sie zu finden, sie zu sortieren und vielleicht darüber ins Gespräch zu kommen. Im Gebet oder mit anderen Menschen.
Keine ganze Enzyklopädie zu verfassen (Stress soll es ja nicht machen) aber sich erstmal Allem zu stellen, wahrzunehmen, auszuhalten, anzunehmen und vielleicht Neues in sich selbst zu entdecken. Positives oder Negatives.
Innerliche Vorbereitung auf Weihnachten. Damit unser Innerstes glänzen und leuchten kann, wie die viele Deko, die uns umgibt und wir ganz und gar bereit sind!
Wie man Gefühlen auf die Spur kommen kann?
Das kann total verschieden sein…
In sich hineinhören, nachdenken, Geschichten lesen, beten, mit andern Menschen ins Gespräch kommen, in andere Gefühlswelten einzutauchen, einen Tee/Kaffee trinken, eine Kerze anzünden, ein Konzert besuchen, einen Gottesdienst mitfeiern, es sich gemütlich machen oder unterwegs sein… mal braucht es richtig viel Zeit, mal geht es ganz schnell… wichtig ist es anzufangen, wahrzunehmen und Lust daran zu entwickeln sich mit Gefühlen auseinander zu setzen und damit auch Platz zu machen: für Weihnachten und die große Hoffnung die davon ausgeht.
Einen wunderbaren Start in die Adventszeit und bereicherndes Einlassen auf die eigenen Gefühlswelten.
Gottes Segen dazu!
Sarah Twyrdy
Gemeindereferentin
Bild: Adrienne Uebbing
In: Pfarrbriefservice.de

