„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“ (Markus 6,31)
Mein Alltag sieht oft so aus: Aufstehen, Anziehen, Frühstück zubereiten, die Kinder wecken und anziehen wenn‘s schon recht spät ist, sonst zumindest dabei helfen, Kinder in die Betreuung bringen, über eine erstaunlich volle Autobahn 30 Minuten ins Büro fahren, Termine, Mails, Dinge vorbereiten. Wenn etwas mehr Zeit ist, auch mal mit Kollegen quatschen, zurück über eine noch vollere Autobahn die Kinder wieder abholen. Zu Hause angekommen klagen sie über Hunger und Durst. Ein Eis wäre jetzt auch ganz schön. „Können wir nach draußen gehen?“ Also eincremen, Sonnenmütze suchen, Sonnenschirm und Markise ausfahren. „Mamaaaa, mir ist langweilig. Oder können wir mit dem Fahrrad um den Block fahren? Aber mit dir!“ Oh, es ist ja schon bald Essenszeit. Also kochen, ein wenig aufräumen und der spontane Gedanke: „War ich heute eigentlich schon auf Toilette?“ Tisch decken, essen, abwaschen bzw. die Spülmaschine anstellen und ausräumen. „Mama, musst du noch arbeiten?“ „Nein, heute Abend mal nicht. Ich lese euch gleich noch eine Geschichte vor und dann kann ich euch ins Bett bringen.“ Puh, endlich schlafen die Kinder. Es ist aber auch schon 21:15 Uhr.
So oder ähnlich geht es oft zu, wenn keine besonderen Termine wie Sport, Musikschule oder Verabredungen mit Freunden der Kinder anstehen. Oft fühle ich mich wie in einem Hamsterrad, jeder Tag ähnlich, getaktet, Zeit für mich? – eher Fehlanzeige. Nicht ohne Grund werden diese Jahre im Spagat von kleinen Kindern und Beruf Rushhour genannt. Gleichzeitig merke ich immer wieder, dass Ruhe und Erholung gut tun. Der Samstagvormittag ist oft ein Tag, an dem ich länger im Bett liegen bleibe und einfach mal nichts tue. Oder der Urlaub. Darauf freue ich mich wirklich sehr. Alles ist ruhiger, kein Stress, die Kinder sind auch nicht so müde und schnell gereizt. Wie ich.
Die Ferienzeit ist eine Einladung Gottes an uns: Komm zur Ruhe. Atme auf. Lass los.
Jesus selbst kannte die Erschöpfung – und er kannte das Bedürfnis, sich zurückzuziehen. Und so hat er (vgl. Zitat oben) auch seine Jünger immer wieder zur Ruhe gerufen.
Auch wir dürfen innehalten. In dieser Urlaubszeit muss nicht alles geplant, kontrolliert und pünktlich sein. Denn die Urlaubszeit ist eine heilige Zeit – ein Geschenk, um wieder Mensch zu sein. Mensch vor anderen und Mensch vor Gott, ohne To-do-Liste, ohne Termine.
Vielleicht ist genau jetzt der Moment, Gott wieder neu zu begegnen – im stillen Morgenspaziergang, im Sonnenuntergang am Meer, im Lachen meines Kindes, im Lesen eines spannenden Buches, im Gebet. Denn im Nichtstun spricht manchmal Gottes Stimme am klarsten.
Ich wünsche Ihnen allen eine erholsame Zeit!
Marion Gerdes